Perfektionismus und Schuldgefühle bei Müttern: Warum du längst genug bist
Manchmal liege auch ich abends im Bett und gehe innerlich den Tag durch: Habe ich genug Zeit mit den Kindern verbracht? War ich geduldig genug? Habe ich mich heute gut um mich selbst gekümmert oder wieder alles andere zuerst gemacht? Und dann ist da dieses leise nagende Gefühl: Ich hätte es vielleicht besser machen müssen.
Perfektionismus und Schuldgefühle bei Müttern sind in solchen Momenten allgegenwärtig. Viele Frauen spüren den Druck, alles richtig zu machen, und fühlen sich trotzdem, als würden sie nie genug tun.
Zwischen Anspruch und Erschöpfung
Viele Mütter, mit denen ich arbeite, beschreiben dieses innere Spannungsfeld sehr ähnlich. Sie wollen alles richtig machen: liebevoll erziehen, gesund kochen, präsent sein, im Beruf funktionieren, die Partnerschaft pflegen, die Wohnung bzw. das Haus halbwegs sauber halten und gleichzeitig achtsam leben. Das Problem ist: Diese Ansprüche schließen sich oft gegenseitig aus.
Perfektionismus (so gut er gemeint ist) wird dann zum stillen Energieräuber. Er sorgt dafür, dass wir selbst in den ruhigsten Momenten nicht wirklich abschalten können. Denn da ist immer diese Stimme, die flüstert: „Du könntest noch…“, „Andere schaffen das doch auch…“, „Du darfst jetzt nicht schwach sein…“.
Diese innere Kritikerin meint es vermeintlich gut, denn sie will, dass wir es richtig machen. Doch sie übersieht, dass wir keine Maschinen sind. Wir sind Menschen mit Bedürfnissen, Grenzen und Phasen der Erschöpfung.
Was hinter Perfektionismus wirklich steckt
Psychologisch gesehen ist Perfektionismus kein Charakterfehler, sondern oft ein Bewältigungsversuch. Viele Mütter haben tief verankerte Glaubenssätze in sich: „Ich bin dann liebenswert, wenn ich funktioniere und/oder leiste.“ Oder: „Ich bekomme Anerkennung, wenn ich stark bin.“ Diese Überzeugungen entstehen häufig schon früh und prägen unser Verhalten, besonders in Phasen von Dauerstress oder Überforderung.
Wir versuchen, Kontrolle zu behalten, indem wir alles möglichst gut machen wollen. Doch dieser Versuch ist wie ein Hamsterrad: je schneller wir laufen, desto erschöpfter werden wir. Perfektionismus und Schuldgefühle sind dabei ganz eng verknüpft: Wer immer perfekt sein will, findet zwangsläufig Gründe, sich schuldig zu fühlen.
Schuldgefühle bei Müttern verstehen und mildern
Schuldgefühle sind zunächst nichts Schlechtes. Sie zeigen, dass uns etwas wichtig ist. Sie sind Ausdruck von Verantwortungsbewusstsein, Fürsorge und Verbundenheit. Doch sie werden destruktiv, wenn sie überhandnehmen und uns lähmen, statt uns zu leiten.
Ein Perspektivwechsel kann helfen: Frag dich nicht „War ich heute perfekt?“, sondern „War ich heute verbunden?“. Verbundenheit (mit dir selbst, mit deinen Kindern, mit dem Moment) ist heilsamer als jedes Ideal. Kinder brauchen keine perfekte Mutter, sondern sie brauchen eine, die da ist. Eine, die auch mal Pause macht. Eine, die Fehler zugeben kann. Denn so lernen sie Selbstmitgefühl – das Gegenteil von Perfektionismus.
„Genug“ als innere Haltung, nicht als Zustand verstehen
Du bist genug, wenn du atmest, fühlst, liebst, zweifelst und weitermachst. Wenn du innehalten kannst, obwohl To-dos warten. Wenn du dir selbst erlaubst, unperfekt zu sein.
Psychologisch betrachtet stärkt genau das deine Resilienz: Selbstakzeptanz, realistische Selbstwahrnehmung und ein liebevoller Umgang mit den eigenen Grenzen sind zentrale Schutzfaktoren gegen Dauerstress und Erschöpfung. Wenn du dich also das nächste Mal fragst, ob du genug bist, dann erinnere dich daran: Perfektion erstickt das, was uns lebendig macht.
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Dein nächster Schritt: Raus aus dem Funktionsmodus
Wenn du merkst, dass Perfektionismus, Schuldgefühle oder Dauerstress dich zunehmend erschöpfen, bist du nicht allein. In meinem Stressbewältigungstraining für Mütter lernst du, wie du innere Antreiber erkennst und entschärfst, wie du dich von Schuldgefühlen löst und wie du Schritt für Schritt wieder mehr innere Ruhe und Zuversicht findest. Sanft, psychologisch fundiert und alltagstauglich. Oder wenn du lieber individuell arbeiten möchtest: meine 1:1-Beratung ist ganz auf dich zugeschnitten.
Du darfst es leichter haben. Wirklich. 💚
Links:
- „Kult des Perfektionismus“ von Susanne Ackermann, Psychologie Heute, Juni 2021.
- „Schuldgefühle: Ballast auf der Seele“ von Jana Avanzini, Fritz + Fränzi – Das Schweizer ElternMagazin, November 2020.
Foto: Pixabay, Antranias
